Seit 2014 arbeite ich mit den Plottern von Silhouette America. Zuerst hatte ich den Portrait 1 und bin dann wegen der Größe des Schnittbereichs auf den Cameo 3 umgestiegen und habe es keinen Augenblick bereut. Ich war bisher also mehr als zufrieden mit meinem Cameo. Da in meinen Plotterkursen immer öfter nach den Brothergeräten gefragt wird, habe ich mich dazu entschlossen auch diesen Bereich abzudecken. Deswegen durfte hier noch ein Brother ScanNCut CM700 einziehen.
Ich muss sagen, dass der Umstieg nicht besonders schwer war und wer mit einem Plotter halbwegs gut umgehen kann, der kommt mit allen Geräten einigermaßen klar. Jetzt kommen wir zum Vergleich.
Der grobe Überblick
Der größte Unterschied ist meiner Meinung nach schon das erste Merkmal: Der Cameo wird hauptsächlich über die Software gesteuert und der Brother ist eher als Stand-Alone Gerät zu verstehen. Sobald man den Brother Plotter einschaltet hat man direkt eine Musterauswahl, mit der man schon viele Motive direkt am Plotter schneiden kann ohne den PC anzuwerfen. Über die Desktop-Software und die Online-Software bekommt man extrem viele kostenlose Designs und Projekte zum sofort loslegen. Im Silstore muss man sowas hingegen kaufen. Die Software von Brother „Canvas“ kann nach der Registrierung auf der Webseite als Online-Browser-Programm genutzt werden oder man lädt sich die Software „Canvasworkspace“ direkt auf den PC herunter. Eins der weiteren großen Unterschiede ist, dass schon die kostenlose Basisversion von dem Programm Silhouette Studio (hier gibt es nur eine Desktop Variante) ein richtig gutes Design-Programm ist (von den immer wieder wechselnden Bugs reden wir mal nicht). Erst recht ab der neuen Version 4.2. Je nach Bedarf kann die Software gegen kleines Geld upgegraded werden. Mit der Basisversion kann man nach einer gewissen Einarbeitungszeit auch aufwändigere Designs gestalten ohne auf teure Design Programme zurückgreifen zu müssen. Die Canvas Software kommt da eher sehr spartanisch daher. Aufwändigere Designs bekommt man hier nicht hin und drucken ist aus der Desktop und aus der Online Variante auch nicht möglich. Ich brauche diese Funktion aber dringend, da ich meine Designs immer vorher Ausdrucke und die Größe an meinen Shirts teste. Ich habe da eine sehr schlechte Vorstellungskraft, was Formen und Größen angeht. Das Problem kann man nur beheben, wenn man die Etiketten Erweiterung von Brother kauft. Kostenpunkt wäre hier ca. 30 Euro. Das finde ich persönlich ziemlich bescheiden. Ein weiterer großer Unterschied ist, dass ich bei den Silhouette Plottern die Schnittaufträge direkt per Bluetooth oder USB Kabel an den Plotter sende. Beim Brother muss ich über WLAN oder USB Kabel das Design an den Plotter übertragen, es dort nochmal aufrufen und dann über den Plotter schneiden. Ein weiterer Punkt ist, dass ich beim Cameo bis 2,80 Meter Länge plotten kann.
Mit Papier arbeiten
Wer allerdings viel mit Papier arbeitet und hauptsächlich auf fertige Designs zurückgreift (oder halt seine Designs in eine anderen Software erstellt) ist mit dem Brother gut beraten. Der Silhouette Cameo kann zwar mit Print & Cut arbeiten, aber viele klagen darüber, dass dort die Passermarken nicht immer erkannt werden. (da gibt es aber den „Trick“, dass man das Papier so weit nach oben und links positioniert, damit der Scanner die Linien der Matte nicht scannt) Ich persönlich habe damit keine selten Probleme. Ein weiterer Aspekt ist, dass die Silhouette Plotter die Designs mit Print & Cut nicht sooo genau ausschneiden. Manchmal hat man stellenweise einen minimalen weißen Rand um seine ausgeschnittenen Designs. Ab der 4.2 gibt es zwar die Funktion „Druckausblutung“, aber die kann man schwer einstellen, da man die Druckausblutung im Programm nicht sichtbar machen kann und für jede Änderung der Druckausblutung einen Probedruck machen muss. Bei einem nicht mit Farbe gefüllten Offset/Versatz blutet das komplette Design aus und nicht nur der Rand. Der Brother ist da etwas komfortabler, dort kann man den Ausdruck oder die Vorlage, die man ausschneiden/plotten möchte, vorher direkt am Plotter einscannen und dann über das Display am Gerät selbst noch ein wenig nachjustieren. Mein Probeschnitt mit meinen LeaBella Etiketten war gleich beim ersten Mal super. Da war ich total begeistert. Weiter habe ich viele Foliendesigns geschnitten und ich war mit allen rundherum zufrieden.
Verschiedene Folienschnitte
LeaBella Dreamcatcher aus Holofolie Zwillingsshirt aus RegenbogenHolofolie Einsblume aus Polarisfolie Zwillingsshirt aus Flex Statementshirt aus Flex
Die Messer
Eins der weiteren Unterschiede sind z.B. die Messer. Es gibt zwar beim Brother auch hier das Standardmesser und das Tiefschnittmesser, aber hier wird mit Klinge und Messerhalter gearbeitet. Wenn das Messer also Stumpf ist, dann brauche ich beim Brother nur die Klinge auswechseln und nicht wie beim Cameo das komplette Messer. Das finde ich persönlich etwas umweltschonender. Auch die Schnitttiefe ist unterschiedlich. Beim Cameo ist angegeben, dass Materialien bis 2 mm Dicke und beim Brother bis 1,5 mm Dicke geschnitten werden können.
Die Matten
Der nächste Unterschied ist auch, dass sich beim Silhouette Plotter die Matten einfacher nachbasteln lassen. Man muss nur das Raster und den oberen Pfeil nachzeichnen (damit man weiß wo oben ist) und schon schluckt der Plotter die Matte ohne zu murren. Beim Brother hingegen muss man viele Details abzeichnen, da der Brother doch tatsächlich jede Matte vorher abscannt und sogar einen Unterschied zur normal klebenden und der leicht klebenden Matte erkennt. Da muss man sich erheblich mehr Mühe geben, aber auch das ist machbar und ich habe mir als erstes einen zweit Matte gebastelt, da ich die Matten gerne zügig kaputt schneide 🙂
Das Nachzeichnen bzw. Bilder verfolgen
Was die meisten interessieren wird, ist das Nachzeichnen von Bildern. Ich habe die gleiche Datei ein Mal in der Silhouette Studio und ein Mal in der Canvasworkspace nachgezeichnet bzw. das Bild verfolgt und ich muss ganz klar sagen, dass man das Canvas Programm dafür eigentlich nicht gebrauchen kann. Die Ergebnisse sind so grade zufriedenstellend. Im Silhouette Programm hingegen kann man das Original nicht von dem nachgezeichneten Bild unterscheiden. Im Canvasworkspace hat man einfach zu wenig Einstellmöglichkeiten. Dort kann man nur auswählen, ob ich den Außenrand oder alles nachzeichnen möchte und wie viele Farben ich berücksichtigen will. Damit kam ich selbst bei meinem Dreamcatcher nicht klar. Wenn ihr auf den Fotos mal genauer hinguckt, dann fehlen in den kleineren Federn ziemlich viele Details. Im Silhouette Programm hingegen, kann ich am Schwellenwert von 0 bis 100 spielen und habe noch zusätzlich einen Filter- und Skalieren-Regler. Ab der Designer Editon kann ich sogar gezielt nach Farben nachzeichnen. Zusätzlich kann ich schon ab der Basisversion aus meiner Vorlage entweder schwarz/weiß Bilder machen, oder invertieren und und und. Also hier hat die Silhouette Studio Software haushoch gewonnen.
Mein Urteil
Mein Fazit lautet: Beide Plotter haben Ihre Vorzüge. Wer seine Designs selber erstellen will ist da eher mit dem Silhouette Plotter beraten. Wobei ich aber fairer Weise erwähnen möchte, dass man die Silhouette Studio Software auch mit ein paar Umwegen für den Brother nutzen kann. Wer viel mit vorgefertigten Designs oder einfachen Designs arbeiten möchte ( Ausweichsoftware wurde ja schon genannt) der ist mit dem Brother gut beraten. Jeder muss für sich entscheiden, wie er den Plotter nutzen möchte. Für mich ist der Silhouette Cameo 3 etwas im Vorteil, da ich meine Designs fast ausschließlich selber entwerfe und auch eher mit Folien arbeite. Ich bin nicht der Papierbasteltyp. Ich möchte explizit erwähnen, dass viele Weg nach Rom führen und man mit beiden Plottern irgendwie ans Ziel kommt. Manche Sachen gehen mit dem Brother schneller und manche mit dem Silhouette.
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Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass ich weder Geld noch Produkte von den hier genannten Firmen erhalten habe. Alles was in dem oben genannten Text steht ist ausschließlich meine private Meinung.